
Bernd Wahler
Bernd Wahler
Zahlreiche Mitglieder der Naturschutzwacht sind in Sachen Naturschutz unterwegs im Tölzer Land, das sich südlich von München bis zur Tiroler Grenze erstreckt. Bernd Wahler ist einer von ihnen.
Im Jahr 2017 hat Bernd Wahler erfolgreich die Ausbildung und Prüfung zum Naturschutzwächter abgelegt und ist seither offiziell im Auftrag der unteren Naturschutzbehörde an der Oberen Isar unterwegs.
Herr Wahler, warum engagieren Sie sich ehrenamtlich bei der Naturschutzwacht?
„Der Erhalt der Natur mit all ihren Pflanzen und Tieren war und ist mir ein großes Anliegen, besonders liebe ich die Isar und das Karwendelgebirge mit seinen Schönheiten. In meiner berufstätigen Zeit war ich in meiner Freizeit meistens im Karwendelgebirge unterwegs, daher kenne ich das Gebiet sehr gut und lernte viele Arten von Flora und Fauna kennen. Nunmehr im Ruhestand möchte ich meinen Beitrag leisten, dass der Naturschutz und der Schutz von Tieren gegeben ist. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, dass dieses einmalige und verletzliche Schutzgebiet erhalten bleibt.“
Was genau ist die Aufgabe der Naturschutzwacht?
„Aufgabe der Naturschutzwacht ist nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz die Unterstützung von Naturschutzbehörden und Polizei. Die Naturschutzwacht soll als personelle Verstärkung in der Natur das Verhältnis der Behörde zu den Bürgerinnen und Bürgern mitgestalten, durch konkrete Aufklärung, Beratung und Information vor Ort wirken sowie allgemein Kenntnisse über die Zusammenhänge in der Natur vermitteln.
Bei der Erfüllung der hoheitlichen Aufgabe nach dem Bayerischen Naturschutzgesetz sind alle Rechtsvorschriften relevant, die dem Schutz der Natur, der Pflege der Landschaft und der Erholung in der freien Natur dienen, auch wenn sie nicht im Bayerischen Naturschutzgesetz, im Bundesnaturschutzgesetz und in den auf deren Grundlage erlassenen Rechtsvorschriften enthalten sind.
Die Naturschutzwacht soll auch in anderen Bereichen zur Unterstützung der unteren Naturschutzbehörde eingesetzt werden. Dazu gehören insbesondere Kontrolle von Naturschutzauflagen in Genehmigungsbescheiden, Mitwirkung bei der Durchführung von Förderprogrammen, Mitwirkung bei der Betreuung von Schutzgebieten, gesetzlich geschützten sowie kartierten Biotopen einschließlich Betreuung von Biosphärenreservaten, Erfassung von Veränderungen in der Natur (zum Beispiel „Schwarzbauten“) und Meldung an die Behörde, Mitwirkung bei Artenschutzmaßnahmen (zum Beispiel Amphibien, Fledermäuse etc.).“
Erzählen Sie uns bitte mehr über das Schutzgebiet, in dem Sie unterwegs sind!
„Die gesamte Isar mit ihren Auen, dem umrandeten Berggebiet und dem Sylvensteinsee befinden sich in Natur- und Landschaftsschutzgebieten. Zusätzlich sind die Flächen außer der Orte Fall und Vorderriß als Natura 2000-, also FFH- und Vogelschutzgebiet, ausgewiesen. Der Abschnitt der Isar von Krün/Wallgau bis zum Sylvensteinsee ist eine Fischschonstrecke.
„Mein“ Gebiet beginnt ungefähr beim Kraftwerk unterhalb des Sylvensteinsees und endet an der Landkreisgrenze zu Garmisch-Partenkirchen und führt nach Süden bis zur Landesgrenze zu Österreich.
Die Seitenhänge der Isar sind überwiegend von Schneeheide-/Kiefernwald eingerahmt; entlang der Isar findet man seltene Pflanzenarten wie die Deutsche Tamariske, den Alpenknorpellattich, verschiedene Orchideenarten und - wenn auch sehr selten - den weißen Becherenzian. Ein botanischer Traum sind im Frühjahr die Matten von Steinröschen, manchmal gemischt mit Frühjahrsenzian. An vielen Stellen findet man die bunten und schützenswerten Wildblumenwiesen. Ab März nehmen alljährlich die Flussuferläufer und Flussregenpfeifer ihre Plätze ein. Von 15. März bis 10. August sind die Brutflächen gesperrt, damit die geschützten Vögel in Ruhe ihren Nachwuchs aufziehen können.
Im Winter wird darauf geachtet, dass bei den Wildfütterungen die Betretungsverbote eingehalten werden. Schneeschuhwanderer und Skitourengänger werden auf rücksichtsvolles Verhalten hingewiesen, da Wild und Rauhfüßler hier ihren Lebensraum haben und ungestört bleiben sollen.“
Was machen Sie am liebsten?
„Das Beobachten von Tieren, besonders die Flussuferläufer und Flussregenpfeifer, jedoch auch andere Vögel sowie Wildtiere und die seltene Schnarrschrecke ist immer wieder ein Genuss für mich. Die verschiedenen Pflanzen, je nach Jahreszeit, und auch mal Raritäten zu entdecken, ist ein Erlebnis. Das gelingt mir, wenn ich meine Beobachtungsgänge auf stillen und einsamen Pfaden durchführe.“
Welche besondere Begegnung ist in Erinnerung geblieben?
„Leider ist es eine Unart geworden, dass Besucher Dämme aus Steinen in die Wasserläufe bauen und dort belassen. Das verhindert den Durchlass von Fischlaich und das Wasser könnte sich bei höheren Außentemperaturen und niedrigen Wasserstand schnell über ein Limit erwärmen, welches für die Fische tödlich sein kann. Bei Vorfinden solcher Dämme baue ich sie wieder zurück.
Dabei beobachtete mich einmal ein Bub und fragte mich, warum ich das mache. Ich erklärte es ihm und zeigte ihm die winzigen Fische, die an den Steinen hängen geblieben waren. Das berührte ihn so sehr, dass er mir dabei half, die Steine aus dem Wasser zu räumen. Nach getaner Arbeit versprach er mir, dass er ab heute aufpassen würde. Sofern er einen Steindamm entdecken würde, entfernt er ihn.
Mittlerweile sehe ich ihn öfters mit seinen Eltern und seiner Schwester; die Eltern sonnen sich und die Kinder machen ihre „Kontrollgänge“. An einem heißen Tag traf ich sie wieder und hörte den Bub von weitem nach mir rufen. Da war ein Nebenarm der Isar fast ausgetrocknet, nur ein Tümpel mit mehreren kleinen Fischen befand sich noch dort. Er war mit seiner Schwester beschäftigt, mit einem Eimer die Fische einzufangen und zum Isarlauf zu transportieren.
Ich freue mich immer, wenn ich die Familie antreffe.“
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
„Da gibt es viele Dinge. An oberster Stelle steht für mich, dass die Besucherfrequenz sich erheblich verringert. Speziell an warmen Sommertagen ist die Masse der Besucher für Flora und Fauna nicht verträglich.
Darüber hinaus gibt es weitere Dinge im Bereich des Möglichen:
Klimaschutz, Naturschutz und Artenschutz ist in aller Munde und wird auch politisch angestrebt.
Jeder Einzelne kann etwas dafür tun! Dafür müssten einige halt ihre eigenen Interessen hintanstellen. Und so wünsche ich mir:
- Eine Isar, die wieder so viel Wassermenge haben darf, dass sie ihre Würde zurück bekommt und ihre natürlichen Funktionen erfüllen kann.
- Bootfahrer, die nicht während Brutzeit an den Isarufern störend anlegen sondern bis zum Ziel durchpaddeln.
- Spaziergänger, die gesperrte Brutgebiete respektieren.
- Hundebesitzer, die ihren Liebling anleinen und nicht Stöckchen in die Nähe von Brutgebieten werfen.
- Fahrradfahrer, die die ausgewiesenen Wege benutzen und nicht wild durch die Waldgebiete und Kiesbänke der Isar brettern.
- Besucher, die die Schutzgebiete nicht mit einem Freizeitpark oder einem Mülllagerplatz verwechseln.
- Raucher, die ihre Kippen nicht auf den Boden werfen, sondern mitnehmen.
- Autofahrer, die ordnungsgemäß ihr Fahrzeug auf den Parkplätzen abstellen und nicht in der Wildblumenwiese parken.
Viele Besucher verhalten sich naturschutzgerecht; meine Wünsche gehen an die Personen, die diese wunderschöne Landschaft besuchen und noch nicht verinnerlicht haben, dass Schutzgebiete für Natur und Tiere geschaffen wurden. Letztendlich sind die Naturschutzgebiete die Grundlage für unseren Lebensraum.
Meine Philosophie ist: Naturschutz + Tierschutz = Menschenschutz!