Ziegen als Naturschützer unterwegs an der Isar, © Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen|Joachim Kaschek
Beweidungsprojekt an der Isar
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In den Isarauen sorgen Rinder im Rahmen des Beweidungsprojekts der Alpenflusslandschaften für die Landschaftspflege., © Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen|Joachim Kaschek
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Beweidungsprojekt an der Isar

In den Isarauen zwischen Bad Tölz und Lenggries sowie bei Vorderriß sind Ziegen, Esel und Rinder als Naturschützer unterwegs – einfach, indem sie ihren Hunger an dort wachsenden Bäumen und Sträuchern stillen.

Dadurch wird eine Bewaldung der Kiesbänke verhindert und filigrane Alpenschwemmlinge erhalten. Das funktioniert so gut, dass das Beweidungsprojekt an der Isar, an dem sich im Tölzer Land viele fleißige Hände beteiligen, mit Hilfe des Vertragsnaturschutzprogramms weiter geführt wird.

Als der Sylvensteinspeicher Mitte der 1950er Jahre gebaut wurde, atmeten die Menschen im Tölzer Land auf. Fortan gab es keine Hochwasser-Katastrophen mehr. Doch seitdem kein Gesteinsmaterial aus dem Karwendel den Speicher passieren kann und die Ufer-Bereiche nicht mehr überschwemmt werden, ist das Ökosystem in den Auen aus dem Gleichgewicht geraten.

Früher sah die Isar nach jedem Hochwasser anders aus. Seit dem Bau des Speichersees wird das Wasser reguliert und fließt immer an der gleichen Stelle, dadurch gräbt es sich tiefer ins Flussbett ein,

erklärt Joachim Kaschek von der unteren Naturschutzbehörde im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen. Die Folge: Die umliegenden Kiesbänke werden vom Wasser nicht mehr erreicht; der Gehölzbewuchs nimmt deutlich zu und droht, den filigranen Auengewächsen wie den Alpenschwemmlingen Licht und Raum zu nehmen.

„Je dichter der Bewuchs, desto geringer ist die Artenvielfalt, die normalerweise im Landschaftsschutzgebiet sehr hoch ist“, weiß Joachim Kaschek. Da ein regelmäßiges Entbuschen auf einer Fläche von 1000 Hektar viel zu aufwändig wäre, kamen die Ziegen ins Spiel: Das Beweidungsprojekt lief bis September 2020 im Rahmen des vom Bundesamt für Naturschutz geförderten Programms „Alpenflusslandschaften – Hotspots der biologischen Vielfalt“ und sollte zeigen, dass mit dieser Form der Landschaftspflege erfolgreich Naturschutz betrieben werden kann. Dabei hat es sich so bewährt, dass die Weideflächen jetzt in das bayerische Vertragsnaturschutzprogramm aufgenommen wurden.

Die laut Biotopkartierung rund 250 verschiedenen Pflanzenarten wie die Herzblättrige Kugelblume, verschiedene Orchideen und andere niedrig wachsenden Krautarten haben davon profitiert und breiten sich in ihrem angestammten Lebensraum wieder aus“,

freut sich Kaschek.

Um die für die Isar – dem mit Abstrichen ökologisch wertvollsten alpinen Wildfluss Bayerns – charakteristischen Pflanzen und Tiere zu erhalten, arbeiten im Tölzer Land viele Menschen Hand in Hand. Aktuelle Projektträger sind u. a. der Isartalverein, die untere Naturschutzbehörde des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen in Zusammenarbeit mit dem Maschinenring Wolfratshausen, das Wasserwirtschaftsamt und die Bayerischen Staatsforsten. Mehr als sechs Jahre war die Ziegenbeweidung eingebettet in den Hotspot „Alpenflusslandschaften“, bei dem neben Isartalverein und Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen 17 weitere Partner, darunter WWF, LBV, BN oder der Bezirk Oberbayern, entlang der Alpenflüsse von der Isar bis zum Lech viele verschiedene Vorhaben umgesetzt und die Bedrohung dieser Auenlandschaften in den öffentlichen Fokus gerückt haben.

Insgesamt gibt es sechs Weideflächen entlang der Isar, vier zwischen Bad Tölz und Lenggries sowie zwei im Karwendel westlich von Vorderriß.

Einer der Ziegen-Bauern ist Kaspar Fischer, der in Gaißach einen Bio-Hof betreibt. Rund 50 bis 60 Tiere treibt er Mitte bis Ende Mai – je nach Wetter – in die Auen und schaut rund dreimal in der Woche nach dem Rechten. Ob der Schwimmer im Wasserfass noch richtig sitzt, der Strom ordentlich durch den Zaun fließt, der Regenunterstand in Ordnung ist und das Gatter nicht offen steht. Die Ziegen hat er sich extra für das Beweidungs-Projekt angeschafft, ansonsten hält er Schafe und Pinzgauer Mutterkühe.

Ich mag Ziegen – sie sind nicht immer einfach, aber pfiffig“,

sagt der 48-Jährige, der seinen Mädels die vier Esel Maja, Lisl, Seppi, Baby-Esel (inzwischen der Größte) an die Seite stellt. Mit vereinten Kräften halten sie die Kiefern, Fichten, Weiden und Wacholderbüsche in Schach. „Die wesensfesten Esel sind eine gute Ergänzung: Sie sind keine Fluchttiere und nehmen sich Zeit zum Überlegen.“

Vertragsnaturschutz ist für Kaspar Fischer, der die vergangenen acht Jahre als Ranger unterwegs war, ein wichtiges Thema: „Es soll nicht immer nur um Leistung und Hochleistungsviecher gehen.“ Er überlegt gerade, den Drittschnitt auf seinen Wiesen stehen zu lassen. Für die Artenvielfalt.

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Weideprojekt Isaraue - Flyer (pdf | 234,2 KB)